Praxis für chinesische Heilkunst

Sie ist ein in sich geschlossenes Medizinsystem, welches über Jahrtausende an die nächsten Generationen schriftlich und mündlich überliefert wurde. Deshalb verfügen wir heute über ein immenses Wissen. Solange QI (= Lebensenergie) im Körper ungehindert fliesst, ist der Mensch gesund. Durch Unfälle, emotionale Belastungen, Stress, innere und äussere Erkrankungen kann ein Ungleichgewicht entstehen, welches durch die verschiedenen Techniken der Chinesischen Medizin wieder ausgeglichen werden kann.

Die Behandlungen sind immer individuell ausgerichtet, ob in der Akupunktur am Körper oder am Ohr, in der Massage TUINA, in der Ernährung, Pflanzentherapie oder Atem- und Bewegungstherapie QI GONG.

Indikationen

Gemäss Weltgesundheitsorganisation WHO gibt es ein breites Spektrum an Anwendungsgebieten. Es können hier nicht alle genannt werden:

  • Neurologische Krankheiten wie Schwindel, Tinnitus, Hüftschmerzen mit Ausstrahlung (Ischias), Kopfschmerz, Migräne, Stresssymptome, Taubheitsgefühl, …
  • Orthopädische Krankheiten (Bewegungsapparat) wie chronische/akute Rückenschmerzen, Arthrose/Arthritis der Gelenke, Frozen Shoulder (steife Schulter mit Schmerzen), Tennisellenbogen, Knieschmerzen, Fersensporn, praktisch alle körperlichen Beschwerden von Kopf bis Fuss
  • Innere Krankheiten wie Atemwegsinfekte, Störungen im Verdauungstrakt wie Verstopfung, Durchfall, Reizdarm, Blasenentzündung, Übergewicht, Bluthochdruck…
  • Gynäkologie wie Menstruationsbeschwerden, PMS, Schwangerschaftsbegleitung, Geburtsvorbereitung, Unfruchtbarkeit…
  • Allergien, Hauterkrankungen wie Heuschnupfen, Asthma, Akne, Psoriasis (Schuppenflechte), Neurodermitis…
  • Seelische Erkrankungen wie Ängste, Depressionen, Schlafstörungen, Burn Out, Erschöpfung, Stress, Unruhe…

Dao, Yin - Yang, Qi und die 5 Wandlungsphasen

Die Philosophie der chinesischen Medizin wurzelt im Daoismus. Dao wird als "Weg", "Sinn", "das Eine" übersetzt und beschreibt grob gesagt, eine naturverbundene und menschenwürdige Lebenshaltung, welche der legendäre Lao Tse im Dao de Jing beschrieben hat. Je nach Schule spielt auch der Konfuzianismus oder der Buddhismus eine wichtige Rolle. Das alles und gleichzeitig nichts beeinhaltende Dao ist das oberste Naturprinzip und eine grosse Herausforderung für jeden einzelnen von uns. Daraus gehen Yin- und Yang-Energien hervor - zwei sich ergänzende und sich bedingende, sich gegenseitig hervorbringende und sich kontrollierende Prinzipien wie Nacht und Tag. Ohne dunkle Nacht gibt es keinen hellen Tag. Die natur unterliegt einem steten Wandel von Frühling zu Sommer und Herbst und Winter mit jeweiligen Übergangsphasen.

yin-yang

Das System der 5 Wandlungsphasen (5 Elemente) wiederspiegelt dieses Naturprinzip und findet Anwendung in den Behandlungen. Die Lebenskraft QI belebt alles und die YIN-YANG-Ausgewogenheit ist mitverantwortlich für die physische und psychische Gesundheit. Alle Dinge haben einen Yin- und einen Yang-Aspekt. Dies wird in der sogenannten TaiJi-Monade dargestellt. In jedem dunklen Aspekt (YIN) befindet sich wiederum ein Aspekt vom Hellen (YANG) und umgekehrt, was durch die kleinen Kreise dargestellt ist. In jeder noch so dunklen Nacht ist das Licht enthalten, auch wenn wir es noch nicht sehen. Erst wenn das Yang (Licht) wächst, wird es für uns sichtbar, aber vorhanden war es schon immer.

Das chinesische Schriftzeichen Yin steht für die schattige Seite des Hügels und Yang für die sonnige Seite des Hügels. Daher steht Yin für Dunkelheit, Passivität, Ruhe, Negativität, Empfänglichkeit, Kälte, Hypofunktionen, Abnahme, regressive Kräfte, und als Richtung das nach unten und einwärts Gehende. Yang seinerseits steht für Licht, Aktivität, Positivität, Hitze, Anregung, Hyperfunktionen, Dynamik, progressive Kräfte, Zunahme, Erregung, Vitalität, und als Richtung das nach oben und auswärts Gehende.

Die Interaktionen der 5 Wandlungsphasen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser und ihr Yin-Yang-Gleichgewicht erklären alle Veränderungen und Aktivitäten in der Natur, so auch die Homöostase (Gleichgewicht) des Körpers.

Es gibt viele Entsprechungen zu den Elementen/Wandlungsphasen. Diese Tabelle zeigt nur einige:

Element

Jahreszeit

Organe

Sinnesorgan

Gefühl

Klima

Körperteil

Holz

Frühling

Leber

Gallenblase

Augen

Zorn

Wind

Muskeln

Sehnen

Feuer

Sommer

Herz

Dünndarm

Zunge

Freude

Hitze

Blutgefässe

Erde

Spätsommer

/Übergänge

Milz

Magen

Mund

Sorge

Feuchtigkeit

Bindegewebe

Metall

Herbst

Lunge

Dickdarm

Nase

Trauer

Trockenheit

Haut

Wasser

Winter

Nieren

Harnblase

Ohren

Angst

Kälte

Knochen

Gelenke

Daraus erklärt sich, warum jemand im Winter eher unter Kälte bedingten Beschwerden leidet oder eher in den Gelenken Beschwerden spürt, und weshalb man im Winter als Schutz gegen die Kälte besser warm essen sollte.

Pulsdiagnose und woher das Qi kommt

Ein chinesischer Arzt diagnostiziert eine Krankheit durch Überprüfung des Pulses an bestimmten Stellen am Handgelenk, wo er ein Ungleichgewicht im so genannten Qi wahrnehmen kann. Dieses Qi wird gerne als Lebensenergie übersetzt. Dies ist aber nur ein westlicher Versuch der Annäherung. Feststeht, dass es für diesen fundamentalen Begriff der chinesischen Medizin keine äquivalente Übersetzung gibt. Es ist wahrnehmbar, aber nicht sichtbar, es ist eine Form von Energie wie zB. Wärme oder Kälte, die wir spüren, aber nicht sehen. Wir sehen allerdings, wie sich Kälte zeigt, zB. im Wasser in Form von Eis.

Ein Teil des Qi bekommen wir bei der Geburt von den Eltern mit auf den Lebensweg, den anderen Teil müssen wir selber durch Atmung und Ernährung beschaffen. Die Qualität des vorgeburtlichen Qi und seine Pflege während des Lebens spielt eine Rolle bei der persönlichen Konstitution.

Das Qi bewegt sich auf bestimmten Leitbahnen, auch bekannt als Meridiane, durch den menschlichen Körper. Diese unsichtbaren Leitbahnen bilden ein Netz von miteinander verbundenen Kanälen, worauf sich die Akupunkturpunkte befinden. Die Leitbahnen transportieren Blut und Qi, regulieren Yin und Yang, halten Sehnen und Knochen elastisch und fördern die Gelenke. Dieses System besitzt zwölf Hauptleitbahnen mit elf Organen/Funktionskreisen, und acht Sonderleitbahnen, von denen besonders Ren Mai (ventrales Konzeptionsgefäß) und Du Mai (dorsales Lenkergefäß) als kleiner Energiekreislauf eine besondere Stellung einnehmen.

Nach traditioneller Vorstellung lassen sich die meisten Erkrankungen auf Störungen im Qi-Fluss zurückführen. So kann eine Fülle, eine Schwäche oder eine Stagnation im Qi vorliegen. Das betroffene Organ oder Organsystem ist dann geschwächt oder erkrankt.

Krankheitsursachen in der chinesischen Medizin

Dazu zählen klimatische Faktoren, emotionale Faktoren, ansteckende Faktoren, falsche Ernährung, körperliche Erschöpfung, Ansammlung von Schleim, Trauma und Tierbisse.

Klimatische Faktoren

Klimatische Faktoren werden nach dem System der 5 Wandlungsphasen eingeteilt in Wind, Hitze, Sommerhitze (Glut), Feuchtigkeit, Trockenheit, Kälte. Sie haben neben den krankmachenden Eigenschaften auch eine wichtige Bedeutung als medizinische Beschreibungshilfen. So ist Fieber ein Hitzesymptom, wandernde Schmerzen werden als innerer Wind beschrieben und kalte Gliedmaßen sind Ausdruck der inneren Kälte.

Wind, chinesisch Feng, ist ein aktiver Yang-Faktor und wird dem Frühling zugeordnet. Feng bringt Disharmonie im Körper und schädigt vor allem das Gesicht, den Nacken, die oberen Atemwege und die Haut. Wind kommt meist in Verbindung mit anderen klimatischen Faktoren wie Kälte oder Feuchtigkeit vor. Eine starke Exposition des geschwächten Körpers gegenüber Feng schädigt die Leber.

Hitze, chinesisch Re, kommt als äußerer krankmachender Faktor in unterschiedlicher Intensität vor und kann zu einem Hitzschlag führen. Als medizinische Beschreibungshilfe dient Re körperlicher Beschwerden und Schmerzen. Re hat eine aufsteigende Tendenz im Körper und schädigt bei längerer Exposition das Herzen. Symptome sind Müdigkeit, Schwindel, körperliche Trägheit, schweres Atmen bis zur Bewusstlosigkeit (Hitzschlag), aber auch psychische Symptome werden in der chinesischen Medizin durch Re beschrieben.

Feuchtigkeit, chinesisch Shi, repräsentiert einen passiven Yin-Zustand, wie Trägheit, Schwere, Starre, Stillstand und wird speziell dem Spätsommer zugeordnet. Shi als krankmachender Faktor kann jedoch in jeder Saison auftreten. Shi bewirkt eine Stagnation der Lebensenergie Qi und verursacht Schmerzen wie zB. Rheuma. Feuchtigkeit kann durch ungeeignete Ernährung verstärkt werden.

Kälte, chinesisch Han, steht im Gegensatz zur Hitze und ist somit eine Yin-Polarität. Äußere Kälte kann vor allem in Kombination mit Wind einen geschwächten Körper schädigen, in dem es das Fließen von Qi unterbindet und zu Blockaden in den Leitbahnen führt. Eine akute Han-Erkrankung zeigt sich durch einen stechenden krampfartigen Schmerz, sowie als Verlangsamung der Bewegung. Chronische Kälte-Erkrankungen zeigen sich auch als Erkrankungen wie zB. Arthrose. Kälte schädigt insbesondere die Nieren, die Quelle des wärmenden Yang-Qi, die Knochen und Gelenke. Die typische Therapieform gegen Han-Erkrankungen ist die Moxibustion.

Emotionale Faktoren

Psychische Belastungen können körperliche Erkrankungen verursachen beziehungsweise begünstigen. Dies wird auch in der westlichen Medizin immer mehr erkannt.

In der TCM ist seit langem bekannt, dass bei einem übermässigen Vorhandensein von bestimmten emotionalen Zuständen wie Angst, Wut, Trauer, Sorge, aber auch bei übermässiger Freude Störungen im harmonischen Qi-Fluss verursacht werden und somit die Entstehung von Beschwerden begünstigt werden. Das Herz sollte durch seine sieben Türen die Emotionen frei eintreten und auch wieder austreten lassen. So die Auffassung der chinesischen Weisen für die Gesunderhaltung des Menschen.

Ernährung

Wir essen täglich. Was wir zu uns nehmen, bestimmt wie wir sind (du bist, was du isst). Die chinesische Medizin ist vor allem auch eine präventive. Der Kaiser durfte nicht krank werden, deshalb waren seine Köche eigentlich auch Ärzte. Hier hat sich ein grosses Wissen angereichert über die Zubereitungsart und wann wir welche Lebensmittel zu uns nehmen sollten. Wir sollten genüsslich-bescheiden und regelmässig essen, um möglichst lange bei guter Gesundheit leben zu können. Über die Nahrung nehmen wir ca. zwei Drittel unserer Energie auf. Es lohnt sich auf gesunde Lebensmittel zu achten und sie nicht durch Nahrungsergänzungsmittel zu verdrängen. Auch beim Essen spielt die Energie eine grosse Rolle und ist eingebettet in das grosse Naturgesetz. Wir sollten uns also im warmen Sommer anders ernähren als im kalten Winter. Wo das wärmende Yang durch die Kälte sowieso schon geschwächt wird, macht es wenig Sinn zusätzlich kühlende Lebensmittel zu essen.

Lebensgewohnheiten

Diese spielen eine ebenso wichtige Rolle wie die Ernährung. Wie man sich angemessen der Witterung oder Jahreszeit kleidet oder wann man isst und schläft, hat einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf unsere Gesundheit. Ob man sich bewegt und ob man sich auch entspannen kann ebenfalls.

Diagnose in der chinesischen Medizin

Nach acht diagnostischen Kategorien, chinesisch Ba Gang, wird das Krankheitsbild in einem ersten Schritt anhand einer ausführlichen Befragung, der Puls- und Zungendiagnostik erfasst. Auch die Beschaffenheit von Stuhl und Urin können Hinweise für die Diagnostik geben, ebenso wie das Schlafverhalten oder die emotionale Befindlichkeit. Diese Ba Gang bestehen aus vier polaren Gegensatzpaaren: Yin und Yang, Innen (chin. Li) und Aussen (chin. Biao), Schwäche (chin. Xu) und Fülle (chin. Shi), Kälte (chin. Han) und Hitze (chin. Re).

Die Erkrankung wird nach diesen acht diagnostischen Kategorien beschrieben und entsprechend behandelt. So kann es sein, dass die gleiche Beschwerde verschiedene Ursachen hat. Es gibt zB. Durchfall aufgrund von Kälte, aber auch aufgrund von Hitze. Deshalb wird die Behandlung dann beim einen Menschen anders aussehen als beim anderen.

Der menschliche Körper in der chinesischen Medizin

Die elf Organe beziehungsweise Funktionskreise werden nach traditioneller Vorstellung in sechs Yang-Organe und fünf Yin-Organe unterteilt. Die westliche Sicht der Organe spielt hier weniger eine Rolle. Vielmehr spricht man in der Chinesischen Medizin von Funktionskreisen. So beinhaltet zum Beispiel der Funktionskreis des Yin-Organs Lunge die gesamte Atemfunktion inklusive Riechfunktion.

Lungensystem (chin. Fei)
  • Respirations- und Riechfunktion
  • Dient der Aufnahme des Luft-Qi und kontrolliert die Verteilung des Qi im Körper
  • Beherrscht Haut, Körperhaare und Ausdruck in der Stimme
  • Manifestiert sich in der Nase
  • Maximale Energie: 3 bis 5 Uhr
  • Wandlungsphase: Metall
  • Zugehöriges Yang-Organ: Dickdarm (5 bis 7Uhr)
Milz/Pankreas-System (chin. Pi)
  • Bildet aus der Nahrung Qi und wandelt es zusammen mit dem Herz in Blut um
  • Ernährt Muskulatur und Bindegewebe
  • Bei Schwäche kommt es zu Erschlaffung des Bindegewebes und atrophischer Muskulatur
  • Dominiert den Geschmacksinn
  • Maximale Energie: 9 bis 11 Uhr
  • Wandlungsphase: Erde
  • Gekoppeltes Yang-Organ: Magen (7 bis 9 Uhr)
Lebersystem (chin. Gan)
  • Ist für den freien Fluss des Qi im Körper verantwortlich
  • Dominiert Muskelbewegungen und die Weichheit/Flexibilität von Sehnen
  • Ernährt die Augen und beeinflusst das Sehen
  • Bei Störung der Qi-Zirkulation treten zB. Schmerzen & Spannungen in der Muskulatur und Spannungsgefühle im Kopf und Thorax auf, emotional treten Verstimmungen / Depressionen auf
  • Maximale Energie: 1 bis 3 Uhr
  • Wandlungsphase: Holz
  • Gekoppeltes Yang-Organ: Gallenblase (23 bis 1 Uhr)
Nierensystem (chin. Shen)
  • Beherbergt die Essenz JING, welche unsere Lebenskraft wesentlich mitbestimmt
  • Verantwortlich für Sexualkraft, Reproduktionsfunktion, Körpersäfte, Wasserausscheidung
  • Kontrolliert Knochen, Gelenke, Ohren und Kopfbehaarung
  • Bei QI-Schwäche der Nieren kann Erschöpfung, Müdigkeit, Angst, Schwerhörigkeit, Ohrensausen, Haarausfall oder Verlust der Haarfarbe resultieren
  • Maximale Energie: 17 bis 19 Uhr
  • Wandlungsphase: Wasser
  • Gekoppeltes Yang-Organ: Blase (15 bis 17 Uhr)
Herzsystem (chin. Xin)
  • Sitz des Geistes SHEN. In der chinesischen Philosophie entspricht das Herz dem Kaiser aller Funktionskreise und regiert weise über die anderen Organsysteme.
  • Verantwortlich für psychische Funktionen und Gedankentätigkeit, aber auch Blutaufbau und Blutfluss
  • Bei Störungen kann es zu innerer Unruhe, Rastlosigkeit, Nervosität, Herzjagen und Rhythmusstörungen sowie Vergesslichkeit und Schlaflosigkeit kommen …
  • Maximale Energie: 11 bis 13 Uhr
  • Wandlungsphase: Feuer
  • Gekoppeltes Yang-Organ: Dünndarm (13 bis 15 Uhr)
  • Von 19 Uhr bis 21 Uhr hat der Herzbeutel (chin. Xin Bao) seine Maximalzeit und von 21 bis 23 Uhr der sogenannte Dreifacherwärmer (chin. San Jiao). Diese beiden Funktionskreise gehören je nach Schule auch zum Element Feuer oder entsprechen einer Yang- und einer Yin-Niere.