Praxis für chinesische Heilkunst

Die chinesische manuelle Therapie Tui-Na (übersetzt: Schieben-Greifen) umfasst massierende und einfache chiropraktische Behandlungstechniken sowie passive Mobilisation der Gelenke, welche vor allem bei Beschwerden im Bewegungsapparat eingesetzt werden, aber auch bei inneren Beschwerden.

Tuina Kindertuina Schrpfen

Meist behandle ich Sie angekleidet oder mit einem Tuch bedeckt. Auf Wunsch können Sie direkt auf der Haut mit Öl massiert werden. Verschiedene Grifftechniken mit unterschiedlichen Wirkungen auf das darunter liegende Gewebe, Muskeln, Sehnen und Bänder werden ausgeführt. Je nach Indikation durchblutungsfördernd, erwärmend, entspannend, lösend, abschwellend, schmerzlindernd usw... Die Blut- und Energiezirkulation kommt wieder in Fluss, Muskeln, Sehnen, Bänder werden entspannt, die Weichteile gelockert, die Meridiane reguliert, aber auch das seelische Befinden verbessert sich. Blockaden im freien Fluss von Qi und Blut sind nach chinesischer Auffassung oftmals Ursache für Schmerzen und Gemütsverstimmungen. Einschränkungen in der Beweglichkeit werden durch die passive Mobilisation der Gelenke verbessert.

Tuina ist eingebettet in das chinesische Diagnosesystem. Deshalb wird auch hier zusätzlich zum Gespräch meist eine Puls- und Zungendiagnose durchgeführt, vor allem bei inneren Erkrankungen.

Einige Beispiele aus den Anwendungsgebieten:

Traumatologie: Nachbehandlung und unterstützende Behandlung bei Knochenbrüchen, Fehlstellungen, Zerrungen, Prellungen, Sportverletzungen…

Orthopädie (Bewegungsapparat): Arthrose der Gelenke, Rückenschmerzen, Tennisellenbogen, Schulterschmerzen...Vorbereitung auf Marathon etc.

Pädiatrie(Kinderheilkunde): mit den speziellen Streichungen des Kindertuina an Händen, Armen, Bauch und Rücken wird der kindliche Organismus stimuliert um Verdauungsbeschwerden, Schlafstörungen, Erkältungen, Appetitschwäche, Zahnen, Bettnässen… zu behandeln

Rehabilitation: Mobilisationsunterstützung, postoperative Nachsorge, Narbenpflege…

Allgemeinmedizin: Erkältungsbeschwerden, Nervosität, Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden, chronische Infektanfälligkeit…

Innere Medizin: Asthma, Dysmenorrhoe/Menstruationsschmerzen, rheumatische Erkrankungen…

Neurologie: Kopfschmerzen, Migräne, Apoplex/Schlaganfall, Neuralgien, Beschwerden aufgrund Nervenwurzelkompression

 

Die Stärke der Chinesischen Medizin ist die Kombination ihrer massgebenden Techniken untereinander, da alle auf einem einheitlichen theoretischen Grundgerüst basieren. Tuina wirkt auf die Meridiane (Leitbahnen) und Funktionskreise (Entsprechungen zu den Organen), auf das Bindegewebe, die Muskulatur, Bänder, Sehnen, Gelenke und auch auf den Geist, die Seele. Die Heilwirkung einer Massagebehandlung basiert auf der Fähigkeit des Organismus auf eine geeignete Reizung mit einer Reaktion lokal und im gesamten Organismus zu antworten und somit den Prozess zur Genesung einzuleiten. Natürlich haben die individuelle Konstitution und momentane Kondition ihren Einfluss wie der Organismus auf die Massagereize reagiert und werden bei der Wahl der Grifftechniken entsprechend berücksichtigt.

Beispiel: bei einer Angina pectoris können die für die Verengung der Blutgefässe verantwortlichen Muskeln der Blutgefässe über Reflexzonen entspannt und dadurch der Durchfluss der Blutgefässe wieder erhöht werden, was helfen kann, die Gefahr für einen Herzinfarkt zu reduzieren.

Akute oder chronische Weichteilverletzungen (Muskeln, Sehnen, Bänder) äussern sich meist durch Schmerzen. Diese werden durch eine lokale Schwellung verursacht, dort wo lokal der Qi- und Blutfluss behindert wird. Das umgebende Gewebe wird durch Schmerzimpulse in einen Alarmzustand versetzt. Die Muskulatur erhöht ihren Tonus und kontrahiert, wodurch ein Ruhezustand eintritt und die verletzte Stelle geschont wird. Dies ist eine natürliche schützende Reaktion des Organismus. Die Muskelverspannung ihrerseits verursacht wiederum Schmerz. Das Ziel einer Tuina-Behandlung ist es, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und die entsprechenden Muskeln zu entspannen.

Die direkte Muskel entspannende Wirkung der Tuina wird auf folgende Aspekte zurückgeführt:

  • Verstärkung der lokalen Blutzirkulation und Aufwärmung des umliegenden Gewebes
  • Erhöhung der Schmerzschwelle bei entsprechender Reizstärke und –dauer
  • Streckung der kontrahierten Muskeln durch spezielle Manipulationen

 

Die darauf folgende Abschwellung und der verbesserte Stoffwechsel begünstigen den Genesungsprozess. Die genannten Faktoren wirken auch einer Verwachsung am Verletzungsort entgegen und verhindern präventiv eine mögliche Funktionseinschränkung.

 

Mit der passiven Mobilisation der betroffenen Gelenke und Glieder können Verklebungen an Bändern und Sehnenplatten gelockert werden, Blockaden beseitigt und die Dehnfähigkeit der Muskeln, Sehnen und Bänder erweitert werden.

 

Beispiele aus der Praxis

 

Migräne: Umweltfaktoren und innere Störungen führen zu einer Flussbehinderung von Qi und Blut und zu einer Disharmonie innerhalb des Meridiansystems. Es gibt sowohl Fülle- wie Leere-Zustände, welche durch Puls- und Zungendiagnose festgestellt werden. Die Behandlung richtet sich nach der Lokalisation der Kopfschmerzen (Meridianverlauf) sowie der chinesischen Diagnostik. Es kann auch möglich sein, dass Essgewohnheiten in diesem Zusammenhang besprochen werden.

Therapieprinzip je nach chinesischer Diagnose: Funktionskreis der Leber beruhigen, Yang (dynamische Energie) absenken, Yin (substanzielle Energie) nähren, Feuchtigkeit/Schleim ausleiten, Qi und Blut regulieren bzw. anregen.

 

Nackenschmerzen: oft durch Wind und Kälte verursachte Verspannung der Muskulatur, aber auch reflektorisch durch andere Erkrankungen wie Entzündungen im Rachenraum . Man unterscheidet die akute und die chronische Form.

  • Die akute Form tritt plötzlich auf durch übermässig kräftige Bewegungen (auch Schleudertrauma), starke Fehlbelastung oder kalten Luftzug. Sie zeigt sich durch starke Muskelverspannung und Schmerzen, welche auch in benachbarte Regionen ausstrahlen können, starke Bewegungseinschränkung, deutliche Druckschmerzpunkte.

Therapieprinzip: Blut beleben und Qi-Stagnation beseitigen, die Muskeln entspannen und den Schmerz lindern.

Hier kann oft schon mit wenigen Behandlungen eine deutliche Besserung erreicht werden.

  • Die chronische Form kann sich aus der akuten entwickeln, aber häufiger durch funktionelle Fehlbelastungen des Kopfes/Nackens (beruflich oder psychogen). Sie zeigt sich durch Muskelverspannung mit Schonhaltung und mittelstarken Druckschmerzen, Bewegungseinschränkung und Verspannung in den benachbarten Regionen (Rücken, Schultern), Kopfschmerzen, Schlafstörungen, allg. Störung des Wohlbefindens.

Therapieprinzip: Qi- und Blutzirkulation anregen, Meridiane durchgängig machen, Schmerz lindern.

Hier braucht es etwas mehr Geduld, die Behandlung dauert oft länger als bei der akuten Form.

 

Lumbago (Schmerzen in der Lendengegend): geht häufig mit einer Schwäche der Lendenmuskeln einher (Schwäche der Nieren-Energie). Die Nieren können nach chinesischer Auffassung die Lenden nicht ausreichend erwärmen und die Zirkulation von Qi und Blut wird dort eingeschränkt. Durch die Gewebeunterversorgung wird die degenerative Veränderung der Bandscheiben gefördert. Je nach Lokalisation und Schweregrad sind die Schmerzen heftiger und evtl. auch verbunden mit einem Bandscheibenvorfall, mit oder ohne Ausstrahlung oder Lähmungserscheinungen.

Therapieprinizp: Blutzirkulation örtlich beleben, Meridiane durchgängig machen, Muskeln lockern, Bandscheibe reponieren (falls möglich, andernfalls an ÄrztInnen weiterleiten).

 

Ischialgie (Hüftschmerz mit Ausstrahlung in die Beine): Störung durch Klimafaktoren Wind, Nässe, Kälte mit meist anfallartigen Schmerzen, welche ins Bein ausstrahlen, Lähmungserscheinungen und Bewegungseinschränkung des betroffenen Beines. Weisser, schmieriger Zungenbelag, langsamer Puls.

Therapieprinzip: eingedrungene Wind, Nässe, Kälte beseitigen, Meridiane durchgängig machen, Muskeln entspannen.